Begleiten Sie meinen stetigen Weg in den Wahnsinn, ausgelöst von einer harmlosen Katze. Es begann im letzten Sommer als eines der Kissen auf den Balkonstühlen plötzlich verdächtig nass war und nach Katzenurin roch. Aber wie hält man eine Katze davon ab, auf den Balkon zu kommen? Die üblichen Tipps im Internet sind irgendwie alle banal: Spezielle Pflanzen, die Katzen nicht gut riechen können. Zimt. Also habe ich erstmal so Anti-Katzen-Granulat gekauft und in Schälchen auf dem Balkon platziert.
Dann kam die ganz blöde Erkenntnis: Wie erkenne ich überhaupt, dass eine Katze auf meinem Balkon war? Sie haart nicht. Die Balkonkissen haben wir vorerst immer in die Wohnung genommen und wollten sie jetzt auch nicht opfern. Ich kann auch nicht den ganzen Tag und die ganze Nacht auf dem Balkon hocken und Ausschau nach der Katze halten. Katzen sind leider extrem klug und suchen sich dann gezielt die Zeiträume aus, in denen keiner auf dem Balkon hockt, um „ihr“ Revier zu erkunden. Zudem ist es im Winter draußen doch recht kalt und ab und an muss ich auch mal ins Büro.
Also eine Wildkamera gekauft. Und was zeigt die? Eine Katze, die fröhlich über mein Anti-Katzen-Granulat läuft und sich davon nicht im Geringsten abschrecken lässt. Experiment gescheitert. Im Internet gibt es noch diverses Anti-Katzen-Gerät: Ultraschall-Lautsprecher, die aber anscheinend auch nicht zuverlässig funktionieren und Wasserspritzer mit Bewegungssensor, was natürlich funktioniert, aber ich will jetzt auch nicht jedes Mal nassgemacht werden, wenn ich meinen Balkon betrete. Währenddessen filmt die Wildkamera fleißig, dass die Katze kommt, macht aber nichts dagegen.
Aber wir sind ja Menschen und lange Zeit war ja die Definition von Menschsein, dass wir modernen Homo Sapiens Werkzeuge benutzen und damit klüger sind als all das andere minderkluge Geraffel aus dem Tierreich. Die moderne Biologie hat uns da mittlerweile eine weitere Kränkung präsentiert, aber eine Katze sollten wir als Krone der Schöpfung doch noch besiegen können! Also habe ich technisch aufgerüstet und für 25€ eine Tapo C-110 IP-Kamera besorgt.
Kommt nun eine Katze auf den Balkon, wird sie von einer Kamera erfasst. Die Kamera besitzt integrierte Infrarot-LED, mit denen sie auch im Dunkeln filmen kann. Sie sendet das HD-Videomaterial dann per WLAN an eine HomeAssistant-Installation, welche als Virtuelle Maschine auf Proxmox läuft. Im HomeAssistant läuft das Addon Frigate, das KI-gesteuerte Bilderkennung auf das Video macht. Diese kann Personen, Hunde und – richtig – Katzen unterscheiden. Das Erscheinen der Katze wird nun im HomeAssistant als Event geloggt. Was bringt das jetzt? Ich hab viel Aufwand betrieben, noch vor 20 Jahren unbezahlbares HighTech im Einsatz und nun nimmt eine andere Kamera die verdammte Katze auf:
Aber: Jetzt ist die Grundlage geschaffen: In HomeAssistant kann man auf Basis dieser Events Automatisierungen erstellen. „Wenn um 8 Uhr alle das Haus verlassen haben, schalte alle Lampen aus“ oder „Ist kein Regen angesagt, schalte die Gartenbewässerung morgens ein“. Genau das geht auch mit „Wenn die Kamera eine Katze erkennt, dann mache x“. Nun fehlt mir noch das passende Ding, was ich per Funksteckdose steuern kann und das zuverlässig Katzen vertreibt. Erfahren sie demnächst mehr in der BILD-Schlagzeile „Verrückter Feuerteufel flambiert Katzen mit Flammenwerfer“ oder in der Galileo-Reportage „Warum dieser Tüftler eine Tesla-Spule auf dem Balkon hat“. In der Zwischenzeit … hält das neue Brett an der Balkontür anscheinend die Katze doch fern.